Sonntag, 12. Januar 2020

Der Dienstwagen hat ausgedient: So werben Arbeitgeber um neue Mitarbeiter

New-Work-Konzepte rücken in den Mittelpunkt




Neueste digitale Technik, Gratisverpflegung und flexibles Arbeiten: In Zeiten des Fachkräftemangels zeigen sich Arbeitgeber großzügig, um neue Mitarbeiter zu gewinnen und an sich zu binden. 

Mehr als die Hälfte der Arbeitgeber (55 Prozent) lockt Mitarbeiter mit der neuesten Generation von Smartphone, Tablet oder Notebook (55 Prozent) und erlaubt ausdrücklich auch die private Nutzung dienstlicher Geräte (60 Prozent). 

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 856 Personalverantwortlichen und Geschäftsführern von Unternehmen aller Branchen. „Aus dem Arbeitgebermarkt ist ein Arbeitnehmermarkt geworden. In vielen Berufen und quer durch alle Branchen gibt es einen Mangel an Fachkräften – und nicht nur die besten Köpfe sind heiß umworben“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Viele Unternehmen lassen sich einiges einfallen, um Mitarbeiter zu begeistern und langfristig zu binden. Dabei orientieren sie sich auch an dem weit verbreiteten Wunsch, Erfolg im Beruf mit Zeit für Familie und Privatleben zu verbinden.“

Arbeitgeber setzen auf New Work


Fast schon Standard (92 Prozent) ist die kostenfreie Getränkeversorgung, jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) bietet sogar kostenloses Essen an, etwa Obstkörbe oder eine Kantine, in der Mitarbeiter kostenlose Verpflegung genießen. 

Spendabel zeigen sich viele Unternehmen (54 Prozent) auch bei der Ausstellung von Jobtickets für freie Fahrt mit Bus und Bahn. In der Arbeitskultur ist die Mehrheit der Unternehmen von starren Vorgaben abgekehrt und setzt stattdessen auf das Prinzip New Work: Sieben von zehn (71 Prozent) ermöglichen ihren Beschäftigten Gleitzeitarbeit, zwei Drittel (65 Prozent) bieten Arbeitszeitkonten für flexible Arbeitszeiten, während 46 Prozent auf Vertrauensarbeitszeit setzen. 

Zudem spielen Weiterbildungsmaßnahmen eine wichtige Rolle, die sieben von zehn Arbeitgebern (69 Prozent) anbieten. Überzeugen wollen Unternehmen auch mit einer Arbeitsatmosphäre, die das Gemeinschaftsgefühl stärkt (44 Prozent) sowie mit Mitarbeiter-Events, etwa Sommerfesten und Weihnachtsfeiern (29 Prozent). Berg: „Digitale Technologien machen die neue Freiheit, die mit New Work verbunden wird, überhaupt erst möglich. Wichtig ist, dass man auch in Wohlfühloasen das Arbeiten nicht vergisst. Unternehmen sind in der Pflicht, ihren Mitarbeitern dabei zu helfen, diese Freiheit auch eigenverantwortlich zu nutzen.“

Gesundheitsleistungen, Sabbaticals und Kinderbetreuung spielen geringe Rolle


Ein geringer Teil der Arbeitgeber versucht Mitarbeiter mit Spiel- und Unterhaltungsangeboten wie Tischkicker oder Spielkonsole (19 Prozent), betrieblichen Zusatzleistungen zur Altersvorsorge (19 Prozent), Maßnahmen zur Gesundheitsförderung (17 Prozent) und Sabbaticals (14 Prozent) zu gewinnen. Eine Kita oder sonstige Kinderbetreuung bieten 8 Prozent.

Dienstwagen, Top-Gehälter und Boni bieten die wenigsten


Einen Dienstwagen sehen Unternehmen eher nicht als wichtigstes Argument für die Unterschrift unter einen Arbeitsvertrag. Nur 12 Prozent der Unternehmen wollen damit Mitarbeiter ködern. Auch überdurchschnittliche Gehälter (9 Prozent) spielen dabei kaum eine Rolle. Lediglich 2 Prozent sind bereit, eine Art Handgeld zu zahlen, also einen einmaligen Bonus bei Stellenantritt, etwa mit Unternehmensanteilen oder entsprechenden Optionen.


Hinweis zur Methodik
Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 856 Geschäftsführer und Personalverantwortliche von Unternehmen ab drei Beschäftigten befragt. Die Fragestellung lautete: „Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um neue Mitarbeiter für Ihr Unternehmen zu gewinnen und diese langfristig zu binden?“ Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft.

Freitag, 3. Januar 2020

eco Jahresrückblick 2019

Deutschland muss enormes Potential der digitalen Revolution ausschöpfen

 



Bis zum Ende dieses Jahrzehnts werden weltweit rund 50 Milliarden Menschen, Dinge, Bauteile und Prozesse über das Internet verknüpft sein. Daraus ergibt sich ein enormer Markt für digitale Technologien und Dienstleistungen, der gleichzeitig große Chancen für eine gesellschaftliche Teilhabe und Wohlstand bereithält – auch für Deutschland. 

Wie eine Ende dieses Jahres veröffentlichte gemeinsame Studie von eco und Arthur D. Little gezeigt hat, kann ein flächendeckender Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland bis 2025 über 13 Prozent wachsen lassen. Doch dieses enorme Wertschöpfungspotenzial wird aktuell noch verkannt: Unter den wichtigsten Digitalstandorten der Welt liegt Deutschland weiterhin nur im Mittelfeld. Auch im Jahr 2019 hat die Bundesrepublik die digitale Revolution verpasst.

„Viel ist in Bewegung, doch das Jahr 2019 war in erster Linie von negativ und ängstlich geführten Debatten in der Digitalpolitik geprägt, die häufig zu unausgereiften Regulierungs-Schnellschüssen führten und letztlich die Digitalbranche vor völlig neue Herausforderungen stellten. Nach wie vor fehlt die positive Vision einer gestaltenden Netzpolitik mit einem optimistischen Leitgedanken für die digitale Zukunft für Wirtschaft und Gesellschaft. Deutschland muss jetzt endlich seine Digital-Power aktivieren, bevor es zu spät ist“, sagt der eco Vorstandsvorsitzende Oliver J. Süme.

Doch für die erfolgreiche digitale Transformation und Adaption von wichtigen Schlüsseltechnologien wie Künstlicher Intelligenz benötigt die deutsche Wirtschaft auch politischen Rückenwind. Hierfür hat sich der Verband der Internetwirtschaft auch im Jahr 2019 eingesetzt und zahlreiche digitalpolitische Debatten auf nationaler und europäischer Ebene aktiv mitgestaltet: So sind KI, 5G, das Urheberrecht, die Vorratsdatenspeicherung und die Bedeutung digitaler Infrastrukturen nur einige der zentralen Themen, die in diesem Jahr im Fokus des Verbands lagen.

Rückblick: Die wichtigsten digitalpolitischen Entwicklungen in 2019

 

2 Jahre NetzDG: Pläne zur Bekämpfung von Hasskriminalität machen uns zu gläsernen Menschen


Rund zwei Jahre nach Einführung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG) sehen die Mitte Dezember bekannt gewordenen Pläne des Bundesjustizministeriums eine Ausweitung der gesetzlichen Regulierung vor, die weit über die ursprüngliche Intention hinausgehen. Neben einer Meldepflicht für soziale Netzwerke sollen auch spezielle Regelungen für die Datenerhebung und Weitergabe im Telemediengesetz sowie die Herausgabe von Passwörtern geschaffen werden. 

Dies bezieht sich nicht nur auf die Anbieter von sozialen Medien, sondern auf alle Dienste, die unter das Telemediengesetz fallen. Hierzu zählen E-Mail-Anbieter, Webseiten- und Forenbetreiber, Online-Shops, Chat- und Messengerdienste sowie Clouddienste. Die Telemediendienste-Betreiber werden damit vor enorme organisatorische und kostenintensive Herausforderungen gestellt, zudem kann die Herausgabe dieser sensiblen personenbezogenen Informationen weitreichende Rückschlüsse auf politische, sexuelle, finanzielle und andere persönliche Interessen der Nutzenden zulassen. Der gläserne Mensch wird damit immer greifbarer.

Neuer Medienstaatsvertrag schränkt innovative Medienangebote & Verbraucher ein


Anfang Dezember wurde der Medienstaatsvertrag von den Ministerpräsidenten beschlossen. In Kraft treten wird er voraussichtlich im September 2020. Noch in letzter Minute wurden Änderungen vorgenommen, die die Funktion von Benutzeroberflächen erheblich einschränken. Nutzer von Smart-TVs sollen künftig Überblendungen (zum Beispiel im Rahmen von elektronischen Programmführern) nicht mehr generell autorisieren können. Solche Vorgaben sind weder nutzerfreundlich noch innovationsfördernd. 

Darüber hinaus drohen Inkonsistenzen mit dem EU-Recht, da das neue Regelwerk nicht im Einklang mit der EU-Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste steht. Dies bestätigt auch ein Rechtsgutachten des Instituts für Europäisches Medienrecht. Damit wurde die Chance verpasst, eine einfache, zukunftsfeste und ausgewogene Medienregulierung zu etablieren.

Amtsantritt der neuen EU-Kommission: Europa braucht eine visionäre Agenda


Die neue EU-Kommission startete am 1. Dezember mit ihrer Arbeit, nachdem Ursula von der Leyen bereits im Juli zur Präsidentin gewählt worden war. Die Kommission hat jetzt den wichtigen Auftrag, dem Digitalstandort Europa mit einer visionären digitalen Agenda mehr Dynamik zu geben. Es bleibt abzuwarten, ob von der Leyen wie angekündigt, schon in den ersten 100 Tagen Maßnahmen zur KI auf den Weg bringt. 

Zudem möchte die Kommissionspräsidentin – voraussichtlich in Zusammenarbeit mit ihrer neuen Digital-Kommissarin Margrethe Vestager – große Digitalunternehmen besteuern, die E-Commerce-Richtlinie erneuern sowie eine „Cyber-Unit“ etablieren, um den Informationsaustausch in der EU zu beschleunigen.

Neue Anforderungen für Telekommunikationsnetzbetreiber dürfen 5G nicht ausbremsen


Der Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes war ein viel diskutiertes Thema in diesem Jahr. Aktuell läuft eine fraktionsübergreifende politische Debatte im Bundestag über die für den 5G-Ausbau erforderlichen Sicherheitsanforderungen und welche Maßstäbe dafür vorgeschrieben werden sollen um den Abhängigkeiten und Sicherheitsbedenken gegenüber Herstellern und Anbietern zu begegnen, damit Deutschland weltweit den Maßstab für sichere 5G-Netze setzt. 

Dabei hat die Bundesnetzagentur bereits im Oktober einen Entwurf für neue Sicherheitsanforderungen an Telekommunikationsnetzbetreiber veröffentlicht, die sie gemeinsam mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und dem Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit des Bundes (BfDI) erarbeitet hat. Mit dem Entwurf hat die Bundesnetzagentur gleichzeitig eine Konsultation gestartet, an der sich eco beteiligt hat.

Ruf nach Digitalministerium wird immer lauter


Zuletzt hat Ende November die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer auf dem CDU-Parteitag in Leipzig ein Digitalministerium für Deutschland gefordert. eco befürwortet die Offensive der CDU-Vorsitzenden und fordert seit jeher ein Digitalministerium mit gebündelter Kompetenz und Federführung für alle digitalpolitischen Themen der Bundesregierung.

Industriestrategie 2030: Innovationspotenzial aktivieren


Ende November hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier seine „Nationale Industriestrategie 2030“ vorgestellt. Die industriepolitischen Herausforderungen der Zukunft, wie die Transformation der Wirtschaft, der zunehmende Fachkräftemangel in Folge des demografischen Wandels und drohende handelspolitische Hemmnisse wurden in der Industriestrategie erkannt. 

Jetzt muss Deutschland endlich das Innovationspotenzial der Digitalisierung aktivieren und mehr innovative Schlüsseltechnologien wie KI in Industrie und Wirtschaft in die Anwendung bringen. Das volks- und betriebswirtschaftliche Potenzial von Künstlicher Intelligenz ist riesig und darf nicht ungenutzt bleiben.

Vorratsdatenspeicherung: Jetzt muss es der EuGH richten


Das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung war auch 2019 wieder ein vieldiskutiertes Thema auf nationaler und europäischer Ebene. Das Bundesverwaltungsgericht setzte Ende September das Verfahren, zur von eco unterstützen Klage gegen die Vorratsdatenspeicherung aus und hat in einem Vorabentscheidungsverfahren dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) die Vereinbarkeit der deutschen Vorratsdatenspeicherung mit dem Unionsrecht vorgelegt. 

Der EuGH wird entscheiden, ob die deutschen Regeln mit der Datenschutzrichtlinie und der EU-Grundrechte-Charta vereinbar sind. Zuletzt hatte der EuGH im Dezember 2016 erklärt, dass eine generelle anlasslose Vorratsdatenspeicherung nicht mit den europäischen Grundrechten vereinbar ist.

GAIA-X: Konzeption einer souveränen europäischen Dateninfrastruktur


Datensouveränität und der Zugang zu Daten sind wesentliche Erfolgsfaktoren für eine digitalisierte Wirtschaft. eco unterstützt daher grundsätzlich die Ende September auf dem Digitalgipfel in Dortmund vorgestellten Überlegungen der Bundesregierung hinsichtlich der Konzeption einer leistungsfähigen, sicheren und souveränen europäischen Dateninfrastruktur namens: GAIA-X. Zuverlässige digitale Infrastrukturen sind der Schlüssel für die digitale Souveränität Deutschlands und für ein agiles digitales Ökosystem, in dem Daten vertrauensvoll geteilt sowie innovative Anwendungen entwickelt und auf den Markt gebracht werden.

Umsetzung EU-Urheberrecht: Kritik reißt nicht ab


In Kraft getreten ist die neue EU-Richtlinie zum Urheberrecht am 6. Juli 2019. Nun haben die nationalen Gesetzgeber bis zum 7. Juni 2021 Zeit, um sie in die eigenen Gesetze zu überführen. Im Rahmen dieser Umsetzung können viele gravierende Fehler korrigiert werden, die bei der Abfassung der Richtlinie gemacht wurden. Und das ist dringend notwendig: Ansonsten könnte die kulturelle Vielfalt im Netz erheblichen Schaden nehmen. 

Die Bundesregierung hatte sich in ihrem Koalitionsvertrag ausdrücklich gegen Uploadfilter ausgesprochen und diese als unverhältnismäßig abgelehnt. Auch in der im Zuge der Abstimmung im Rat abgegebenen Erklärung wurde dies bekräftigt. Deutschland darf die eigenen Prinzipien bei der nationalen Umsetzung deshalb nicht über Bord werfen.

Was kommt 2020? 25 Jahre eco, 25 Jahre Netz mit Verantwortung


2020 startet das eco Jubiläumsjahr: Vor 25 Jahren taten sich in Köln Visionäre und digitale Pioniere zusammen und gründeten einen Verband, um das Internet der Zukunft aktiv mitzugestalten. Damals wie heute verfolgt eco das Ziel, neue Technologien, Infrastrukturen sowie Märkte zu fördern und die Interessen der Internetwirtschaft gegenüber der Politik und in internationalen Gremien zu vertreten.

Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft und die Vernetzung über das Internet haben aber auch Unsicherheiten geschaffen. Wir stellen uns dieser Herausforderung und wollen im Rahmen unseres Jubiläums den Negativdebatten der vergangenen Jahre eine konstruktive Perspektive entgegensetzen. eco ist verlässlicher und verantwortungsvoller Lotse, er unterstützt Unternehmen sowie Politik gleichermaßen dabei das Potential der Digitalisierung zu erkennen und optimal auszuschöpfen: eco geht auf Digital Discovery mit der eco Jubiläumskampagne zu 25 Jahren Netz mit Verantwortung.