Sonntag, 31. August 2014

Riskante Medizin-Apps

Nur wenige Apps zur Gesundheitskontrolle scheinen sinnvoll zu sein

Foto: KLUGE | PR

Handys können mit Hilfe von Apps Blutdruck und Blutzucker bewerten, Muttermale untersuchen und vieles mehr. 

Blutdruckmanschetten, Zuckertestgeräte, sogar Elektroden für ein EKG können an Smartphones angeschlossen werden. 

Derzeit sind rund 17000 solcher Anwendungen auf dem Markt, berichtet die „Apotheken Umschau“. 

Großer Teil der Medizin-Apps nicht von Gesundheitsexperten entworfen


Aktuelle Studien zeigen aber, dass ein großer Teil der Medizin-Apps nicht von Gesundheitsexperten entworfen wird und sich nicht an ärztlichen Leitlinien orientiert. 

Eine US- Forschungseinrichtung analysierte 2013 mehr als 16000 Apps. Im Schnitt bekamen diese nur 40 von 100 möglichen Punkten für ihren Nutzwert. 

Wer sich einem solchen Programm anvertrauen möchte, sollte vorher gründlich nachforschen, ob es seriöse Aussagen über deren Qualität gibt.

Quelle: Das Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“ 

Samstag, 23. August 2014

Werbung und Marketing: Dürfen Händler mit Kunden Wetten über das Wetter abschließen?

Möbelhaus zahlt Kunden bei bestimmter Regenmenge Geld zurück

Foto: Rainer Sturm  / pixelio.de

Glücksspiele sind in Deutschland nur unter strengen Voraussetzungen zugelassen. In diesem Zusammenhang musste das Bundesverwaltungsgericht entscheiden, ob ein Möbelhaus im Rahmen einer Werbeaktion mit den Kunden Wetten über das Wetter abschließen darf.

Gegenstand des gerichtlichen Verfahrens war eine Werbeaktion eines Möbelhauses. Dabei sahen die Teilnahmebedingungen vor, dass der Kunde im Aktionszeitraum zunächst Waren für mindestens 100 Euro kaufen sollte. 

Der Kunde sollte den gezahlten Kaufpreis zurückerstattet bekommen, wenn es an dem vom Unternehmen bestimmten Stichtag zwischen 12 und 13 Uhr am Stuttgarter Flughafen mindestens 3l/qm regnet. 

Der Kunde musste dann nur noch nachweisen, dass er die Waren in dem Aktionszeitraum gekauft hatte. 

Von der Werbemaßnahme war das Regierungspräsidium in Karlsruhe jedoch nicht allzu begeistert und verbot daraufhin die Aktion.

Sonntag, 17. August 2014

Urteil: Impressum in Xing-Profilen unzureichend und abmahnfähig

Das Landgericht Stuttgart hat das Impressum in den Nutzerprofilen bei Xing für unzureichend erklärt



Freiberufler, Unternehmensinhaber sowie Geschäftsführer drohen Abmahnungen, sollte das Urteil rechtskräftig werden. Gegen das Urteil wurde bereits Revision eingereicht.


Das Urteil des Landgericht Stuttgart (Aktenzeichen 11 O 51/14) bezieht sich auf den Paragraf 5 des Telemediengesetzes. Die Form des Impressums sei unzureichend, da es nicht direkt ersichtlich ist. 

Es reiche nicht aus, dass das Impressum sich am unteren rechten Rand des Nutzerprofils von Xing befindet. Zudem soll eine kleinere Schriftart für die Verlinkung auf das Impressum ebenfalls ausschlaggebend gewesen sein. 

Da der Verweis sich außerhalb des eigentlichen Textblocks befindet, würden Besucher des Profils diesem keine weitere Aufmerksamkeit schenken. 

Rechtsexperten sehen diese Argumentation jedoch kritisch, da viele prominente Webseiten auf dieselbe Weise auf ihr Impressum verweisen – darunter auch die Webseite der Bundesdruckerei.




Donnerstag, 7. August 2014

Recht auf Vergessen: 70% aller Löschanträge werden von Google umgesetzt

Zum Teil keine ausreichende Begründung weshalb der Antrag abgelehnt wurde

Foto: Stephanie Hofschlaeger  / pixelio.de

Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs Mitte Mai wurden bei Google mehr als 91.000 Löschanträge eingereicht und mehr als die Hälfte der 328.000 Links gelöscht, auf denen persönliche Daten zu finden waren. 30 Prozent der Löschanträge wurden jedoch abgelehnt und betreffende Links wurden nur innerhalb Europas gelöscht.

Betreffende Links wurden nur innerhalb Europas gelöscht


Verweise auf persönliche Daten sind außerhalb Europas noch verfügbar, deshalb zeigten sich europäische Datenschützer auf einem Treffen mit Vertretern von Google, Yahoo und Microsoft unzufrieden mit dieser Lösung und fordern die weltweite Löschung.

Sonntag, 3. August 2014

E-Mail revolutionierte die Kommunikation in Deutschland

Kommunikationsmedium feiert 30jähriges Jubiläum


Vor 30 Jahren begann das E-Mail-Zeitalter in Deutschland – genauer gesagt am 3. August 1984. An diesem Tag erhielt Prof. Michael Rotert die erste E-Mail  (hier zu sehen) über das Internet, die in die Bundesrepublik geschickt wurde. Sie war der Startschuss für den Einzug eines neuartigen Kommunikationsmediums, das sowohl die Arbeitswelt als auch die private Interaktion maßgeblich verändern sollte.


1984 machte sich eine Forschergruppe an der Universität Karlsruhe daran, die Kommunikation landesweit zu revolutionieren. Im Rahmen des Projekts „Anschluss an internationale Rechnernetze“ holte sie die E-Mail auf eigene Faust nach Deutschland. Mittendrin: Prof. Michael Rotert, heute Vorstandsvorsitzender von eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e. V. Er führte die technischen Absprachen mit den Kollegen in den USA, an deren Rechnernetz sich die Pioniere andocken wollten, und setzte den ersten Mailserver in Deutschland auf.

Den Ausgangspunkt für das Unterfangen bildete das Computer Science Network, kurz: CSNET – ein Vorläufer des Internet, wie wir es heute kennen. Doch zunächst mussten Anpassungen an der Software vorgenommen werden, bevor alles reibungslos klappte. Nach drei Monaten war es endlich soweit: Am 3. August erhielt Rotert mit der ersten E-Mail den Willkommensgruß zum CSNET und damit gleichzeitig die Bestätigung für die einwandfreie Funktionalität seines Mailservers. „Michael, this is your official welcome to CSNET. We are glad to have you aboard”, stand dort zu lesen.

Der historische Augenblick selbst verlief wenig spektakulär. Weder brach das Team in Jubel aus, noch gab es Sekt. Stattdessen arbeiteten die Wissenschaftler weiter. „Wir hatten natürlich unsere Erwartungen an das neue Medium“, erzählt Rotert. „Uns war klar, dass die Kommunikation nun deutlich schneller würde, vor allem auf internationaler Ebene. Aber niemand hat zu dem Zeitpunkt geahnt, dass die E-Mail eines Tages zum Massenmedium werden und die heutige Bedeutung erlangen würde. Damals hatten schließlich nur Forschungseinrichtungen Zugriff darauf.“ Doch mit ein wenig zeitlichem Abstand wurde dem Pionier doch bewusst, hier etwas Großes vollbracht zu haben: „Ich erinnere mich, dass ich an dem Abend spät nach Hause gekommen bin und gesagt habe: ‚Hurra! Jetzt habe ich es geschafft!‘“, so Rotert. „Das war schon ein tolles Gefühl.“

Die Geschichte der E-Mail begann als militärisches Forschungsprojekt


Die Geschichte des Internet und damit auch der E-Mail begann 1969 als militärisches Forschungsprojekt in den USA. Der Verwendungszweck wurde schnell auch auf Universitäten und Forschungseinrichtungen ausgeweitet. Für andere Nutzergruppen blieb das Kommunikationsmittel aber noch tabu. Erst 1989, mit dem Fall der Mauer, wurden die Netzwerke, also das Internet und damit auch die E-Mail, für kommerzielle und private Nutzung geöffnet.

Ab diesem Zeitpunkt begann das Medium seinen rasanten Siegeszug. Es revolutionierte die Arbeitswelt und die private Kommunikation. Nun konnten sich die Menschen mit anderen auf der ganzen Welt schneller, einfacher und bald auch kostengünstiger austauschen als je zuvor. Bis heute wächst die Anzahl geschäftlicher E-Mails pro Jahr um rund zehn Prozent, während sie im privaten Bereich inzwischen um rund vier bis fünf Prozent jährlich abnimmt. Der Grund: Privat möchten die Menschen heutzutage oft in Echtzeit miteinander interagieren. So nehmen hier neue Kommunikationsformen wie Social Media, SMS und internetbasierte Instant-Messaging-Systeme, wie beispielsweise WhatsApp, der E-Mail Anteile ab.


Über eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e. V.:
Eco ist mit mehr als 700 Mitgliedsunternehmen der größte Verband der Internetwirtschaft in Europa. Seit 1995 gestaltet der eco Verband maßgeblich die Entwicklung des Internets in Deutschland, fördert neue Technologien, Infrastrukturen und Märkte, formt Rahmenbedingungen und vertritt die Interessen der Mitglieder gegenüber der Politik und in internationalen Gremien. In den eco Kompetenzgruppen sind alle wichtigen Experten und Entscheidungsträger der Internetwirtschaft vertreten und treiben aktuelle und zukünftige Internetthemen voran. Weitere Informationen: www.eco.de


Freitag, 1. August 2014

Wie das Internet die Welt und unser Verständnis von ihr verändert

Buchtipp


Prof. Dr. Birger P. Priddat beschreibt in seinem neuen Buch “Homo Dyctos“ (Netzmensch) den Zusammenhang von Wirtschaft und Denken




Im Jahr Eins nach den Enthüllungen von Edward Snowden zu den Methoden der NSA im Netz steht das Internet plötzlich vor einem großen Imageschaden: Vorher die große Hoffnung auf die große Freiheit und das jederzeit sofort überall dabei sein, nachher die bedrohliche Schnüffelmaschine, die die Privatsphäre zur Lachnummer macht. 

Für den Philosophen und Volkswirt der Universität Witten/Herdecke, Prof. Dr. Birger P. Priddat, ein Grund genauer hin zu sehen: Er untersucht drei Phänomene: Verhaltensänderungen des Menschen im Umgang mit und durch das Internet, Big Data und den Hochgeschwindigkeitshandel an den Börsen.

Priddat versucht hierbei, z.B. das Phänomen der Urheberrechtsverletzungen im Internet neu zu verstehen. Massenhafter und in einer juristischen Welt verbotener Download von Filmen und Musik gehört zu einem „remix“ von Bildern und Tönen, die in Blogs und Foren wie Facebook oder tumblr eine neue Art der Selbstdarstellung und der „ich-Konstruktion“ ermöglichen. 
„Der Konsum ist nicht mehr nur private Aneignung, sondern nimmt netz-öffentliche Formen an. Der Konsum erfolgt durch die Anderen, denen man sich so präsentiert. Man selber konsumiert deren Anerkennung bzw. Resonanz.“ (S. 15f) Oder an anderer Stelle geht er auf die Allgegenwärtigkeit des Netzes ein: „Das Inter-Netz forciert nicht nur das Gefühl, weltweit überall zugreifen zu können (permanent access) und dabei zu sein (high level presence), sondern auch das – aus klassischer Perspektive dilettierende – Probieren neuer Konstellationen (creativity). Wahrnehmungen (und deren remixe) gelten bereits schon als Wissen“. (S. 37f)

Die Überwachung unserer Klicks bei Amazon und Co führt zu persönlichen Profilen

Die Überwachung unserer Klicks bei Amazon und Co führt zu persönlichen Profilen, die mir nur noch die Werbung zeigt, die ich auch mag und mich interessiert. Durch diese Datenberge (Big Data) verändert sich aber nicht nur mein Konsum. Indem ich viel individueller angesprochen und zum Kaufen angereizt werde, verändert sich auch ein Teil meiner Persönlichkeitsstruktur.
Zum Hochgeschwindigkeitshandel an den Börsen: Das hektische Treiben auf dem Börsenparkett, das Ballett der Händler mit ihrem Winken, das alles ist verglichen mit dem Hochgeschwindigkeitshandel der Computer eine Superzeitlupe: Zum Jahreswechsel 2012/13 konnten die Rechner in jeder Sekunde 250.000 Aktienkäufe bzw. –verkäufe durchführen, 2014 werden es vermutlich schon 400.000 sein.
Diese hohe Geschwindigkeit nutzen die Programme dazu, Käufe anzufragen und Millisekunden später wieder abzusagen, nur um zu sehen, ob jemand drauf anspringt und wo das Geld sitzt.

80% der Aufträge im Hochgeschwindigkeitshandel der deutschen Börse werden wieder storniert

Smoking und spoofing heißt das auf Börsendeutsch. 80% der Aufträge im Hochgeschwindigkeitshandel der deutschen Börse werden wieder storniert. Aber wenn man auch nur eine Aktie für einen Cent über dem Einkaufspreis wieder verkaufen kann, bringt das im großen Maßstab großen Gewinn: In der Börsenrushhour zwischen 15 und 16 Uhr wurden 2013 pro Tag 70 – 80 Millionen Wertpapiere gehandelt, macht rein theoretisch 700.000 – 800.000 Euro Gewinn täglich. 
Die Deutsche Bank verdient 40 Prozent ihrer Gesamterträge im Wertpapierbörsenhandel. „Der Hochgeschwindigkeitshandel verändert unsere Vorstellungen von Akteuren und von Zeit. Und: Er führt zu einer Veränderung bei unserer Vorstellung von ‚Entscheidung‘, denn tatsächlich entscheidet die Maschine ja nicht, sie reagiert nur so schnell, dass es wie eine Entscheidung aussieht“, fasst Priddat die Auswirkung zusammen. „Wenn wir das jetzt auf uns Menschen übertragen, dann fehlt das Moment des rationalen Vergleichens und Entscheidens, was ja den Kern der Ökonomik mit dem vernünftigen und informierten Subjekt ausmacht. 
Diese Rationalität entpuppt sich als Zeitluxus, weil keine Zeit mehr zum Überlegen bleibt. Das erst mal zu verstehen, ist eine bedeutsame Anforderung an die Theorien, die wir bislang noch vor uns haben.“