Digitale Assistenten fördern Sicherheit und Gesundheit in häuslicher Umgebung
Dr. Bettina Horster Foto: eco |
Aufgrund der Corona-Krise fehlen nach Ostern zwischen 100.000 und 200.000 Pflegekräfte in der häuslichen Betreuung, schätzen Experten.
„Den drohenden Pflegenotstand können digitale Assistenzsysteme abmildern“, sagt Dr. Bettina Horster, Direktorin der Kompetenzgruppe IoT im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V.
Die Sprachassistenten können als zusätzliches Kommunikationsmedium dienen oder die Senioren erinnern – etwa an die Einnahme von Medikamenten, den nächsten Arztbesuch oder daran, etwas zu trinken.
Dehydration ist der häufigste Grund, warum ältere Menschen in die Klinik müssen. Ist eine Übermittlung der Vitaldaten und eine Sturzerkennung integriert, sorgt das zusätzlich für Sicherheit, wenn Pflegefachkräfte fehlen.
Digitale Pflege braucht Sicherheit und Datenschutz
„Digitale Assistenzsysteme können Angehörige und Pfleger entlasten“, sagt Horster. Obwohl die technischen Minimal-Voraussetzungen mit einem Internetanschluss bereits gegeben sind, profitieren Senioren in Deutschland bislang kaum von solchen Assistenzsystemen. „Es fehlt den meisten Menschen noch das Bewusstsein für die Vorteile solcher Angebote“, sagt Horster. „Die Folgen der Corona-Krise könnten hier ein Umdenken bewirken.“
Zudem gebe es noch kaum Anbieter, die die hohen Sicherheits- und Datenschutzanforderungen erfüllen. „Die Nutzer müssen selbstbestimmt entscheiden können, wer die eigenen Vital- und Gesundheitsdaten einsehen kann“, sagt Horster. Die gängigen, von Internetkonzernen betriebenen Smart Home-Angebote erfüllen diese Voraussetzung jedoch leider nicht. Daher entwickelt beispielsweise die Smart City Dortmund mit Smart Care Service eine eigene digitale Pflegeplattform. Daran beteiligen sich zahlreiche Pflege-Dienstleister, die sich auf hohe Sicherheits- und Datenschutzvorgaben verständigt haben.
Zukunft der Pflege ist digital
Nicht nur die aktuelle Krise, auch der demographische Wandel machen solche Systeme zukünftig immer wichtiger, zeigt sich Horster überzeugt: „Wir brauchen eine mutigere Strategie zur Digitalisierung der Pflege.“ Dazu zählen für sie auch finanzielle Unterstützung durch Kommunen und Pflegekassen, denn viele Ältere können sich solche Systeme schlichtweg ohne Hilfe nicht leisten. „Entsprechende Subventionen würden nicht nur mehr Lebensqualität für die Betroffenen schaffen, sie rentieren sich auch, denn 75 Prozent aller Heimbewohner werden durch das Sozialamt unterstützt.“ Die Digitalisierung der Pflege wird so zukünftig ein längeres Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen und die Kommunen finanziell entlasten.