Dienstag, 10. Februar 2015

Wie Gründer ihr Unternehmen entwickeln und wer ihnen dabei hilft

BUCHTIPP

Prof. Dr. Erik Strauß analysiert in seinem neuen "Praxishandbuch Start-up-Management" erfolgreiche Gründer und ihre Unternehmen

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Nach einer Zählung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2013 waren von den rund 334.000 Unternehmen, die 2005 gegründet wurden, 2010 noch 137.000 am Markt. Nur 41 Prozent der Neugründungen haben die ersten fünf Jahre überlebt: Mehr als jede zweite Unternehmensgründung geht folglich schief, was für den Wirtschaftsstandort Deutschland alarmierend ist. Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, dass die Wissenschaft nach den Bedingungen für eine nachhaltige Entwicklung der Unternehmensgründungen sucht. Prof. Dr. Erik Strauß, Lehrstuhlinhaber des Dr. Werner Jackstädt-Stiftungslehrstuhls für Controlling und Unternehmenssteuerung an der Universität Witten/Herdecke, hat das in seinem gerade erschienen „Praxishandbuch Start-up-Management“ getan: Sein Schwerpunkt liegt in der Phase NACH der Gründung, wenn das Start-up beginnt zu wachsen und von einer Garagenfirma in das erste „richtige“ Büro umzieht. Dazu hat Prof. Strauß 20 Unternehmen in über 70 Interviews befragt und die Literatur zu Rate gezogen: „Wenn ein Gründer mehr Personal, Kapital und Wissen braucht, als Familie und Freundeskreis hergeben, dann kann das Buch helfen.“

Gründer müssen ganz bestimmte Eigenschaften haben, die sie quasi automatisch zu „schlechten“ Managern machen, ist eines seiner Ergebnisse: „Pragmatisch vorgehen, äußerst risikofreudig sein, ad hoc Entscheidungen aus dem Bauch treffen und Strukturen meiden – das macht den Gründer aus“, schätzt er. „Was Gründer scheuen, ist Bürokratie. Die muss aber sein, wenn das Unternehmen nachhaltig wachsen soll.“ Strauß warnt davor, dass Gründer nicht wahrnehmen, wie ihr Unternehmen verschiedene Phasen durchläuft und sie selber sich daran anpassen müssen. „Gründer sind Ideengeber und wollen Probleme schnell lösen. Wenn es aber darum geht, alltägliche Abläufe zu regeln, versagen sie oft. Das sollten sie delegieren, und zwar so, dass dabei ihre Ideen und Vision in Strukturen und Abläufen abgebildet werden, um die sie sich dann nicht mehr kümmern müssen.“ Andere Fehler, die oft vorkommen, listet Strauß in seinem Buch auf: zu sehr den eigenen Geschmack zum Maßstab erheben, zu lange an einem Produkt hängen. 

Der Hauptteil des Buches befasst sich mit Lernprozessen von Gründern: Zuerst werden Gründer im Bereich Personal mit Problemen durch das Wachstum konfrontiert, dann kommt meist die Produktkonzeption und –entwicklung zu kurz, wenn das Geschäftsmodell der Realität angepasst werden muss und die Kunden kritischer werden. Drittens macht die Finanzplanung Sorgen, wenn die Investitionen steigen und damit riskanter für das Überleben der Firma werden. „Überraschend spät kümmern sich Start-ups um die Professionalisierung der Außenbeziehungen. Oft stellen sie dann einen erfahrenen Vertriebsleiter ein, der von außen kommt und nicht in der Firma groß geworden ist. Extern akquirierte Mitarbeiter brauchen mehr formale Strukturen zur Steuerung in ihrem Bereich als Eigengewächse. Dadurch entstehen Probleme“, beschreibt Strauß eine typische Krise. 

Gründer stehen diesen Herausforderungen aber nicht alleine gegenüber. Sie haben Förderer und Wegbegleiter, die sie typischerweise nicht ausreichend einbinden: Kapitalgeber, Steuerberater, Beiräte. „Das sind oft sehr erfahrene Leute, da wäre es schon clever, sich dort regelmäßig Rat zu holen und deren Erfahrung abzuschöpfen. Aber das vernachlässigen Gründer häufig.“ Mit Checklisten und Beispielen für Lösungen zu Herausforderungen in allen Bereichen des Unternehmens macht sich das Buch schnell praktisch bezahlt. 


Erik Strauß: Praxishandbuch Start-up-Management – von der Idee zum erfolgreichen Unternehmen, Wiley-VCH Februar 2015, 24,99 Euro.


Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1983 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.000 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung. 

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