Fast die Hälfte der deutschen Unternehmen setzt Cloud-Services ein
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Im vergangenen Jahr haben in Deutschland 44 Prozent aller Unternehmen Cloud
Computing eingesetzt. Das ist ein Anstieg um 4 Prozentpunkte im Vergleich zum
Vorjahr. In fast jedem vierten Unternehmen (24 Prozent) wird der Einsatz bereits
geplant oder diskutiert. Für ein Drittel (32 Prozent) ist die Nutzung der Technologie
derzeit kein Thema.
Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 458
Unternehmen im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft
KPMG in Zusammenarbeit mit dem Digitalverband BITKOM. „Cloud Computing hat
sich zu einer der zentralen Technologien der digitalen Welt entwickelt“, sagte
BITKOM-Vizepräsident Achim Berg bei der Vorstellung des „Cloud-Monitors 2015“.
„Cloud-Services machen Unternehmen flexibler, mobiler und effizienter. Darüber
hinaus können sie einen wichtigen Beitrag zur IT-Sicherheit leisten.“
Cloud-Computing in großen Unternehmen Standard
Der Umfrage
zufolge gehört Cloud Computing in großen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern zum
Standard. Hier setzen bereits 70 Prozent Cloud-Lösungen ein. Im Mittelstand mit
100 bis 499 Beschäftigten ist es jedes zweite (52 Prozent) Unternehmen und bei
kleineren Betrieben mit 20 bis 99 Mitarbeitern liegt der Anteil bei 41 Prozent.
Als Cloud Computing bezeichnet man die bedarfsgerechte Nutzung von IT-Leistungen
wie Speicherplatz, Rechenkapazitäten oder Software über Datennetze.
Das Netzwerk kann ein unternehmens- und organisationsinternes Intranet (Private
Cloud Computing) oder das öffentliche Internet (Public Cloud Computing) sein.
Nach den Ergebnissen der Umfrage nutzen 39 Prozent der Unternehmen IT Services
aus einer Private Cloud. Das sind 3 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Das Public Cloud Computing kommt dagegen kaum von der Stelle. Der Anteil der
Nutzer steigt lediglich um einen Punkt auf aktuell 16 Prozent. Auch das Potenzial
für zusätzliche Nutzer ist geringer. Nur 8 Prozent planen oder diskutieren den
Einsatz von Public Cloud Computing. Dagegen sind es bei Diensten aus der Private Cloud 29 Prozent. Berg: „Unternehmen richten sich überwiegend interne
Clouds ein, die öffentlich nicht zugänglich und oft vom Internet entkoppelt sind.“
Überwiegend positive Nutzererfahrungen
„Cloud Computing funktioniert“, resümiert Peter Heidkamp, Partner Consulting bei
KPMG. „Die Erfahrungen der Nutzer sind überwiegend positiv. Die wichtigsten
Ziele, die mit der Einführung von Cloud-Diensten verbunden sind, wurden bei den
meisten Anwendern erreicht. Dies ist ein zentrales Ergebnis des aktuellen Cloud
Monitors und bestätigt unsere Vorjahresuntersuchungen. Auch wenn es bisweilen
Integrations- oder Sicherheitsprobleme gibt, im Großen und Ganzen kann man
nach vier Jahren Cloud-Monitor konstatieren: Cloud Computing hält, was es
verspricht.“ So haben 78 Prozent der Cloud-Nutzer in Unternehmen positive
Erfahrungen mit Private Cloud Computing gemacht, weitere 22 Prozent antworten
mit „neutral“. Beim Public Cloud Computing berichten 73 Prozent von positiven
Erfahrungen und 24 Prozent sind neutral. 4 Prozent der Befragten haben negative
Erfahrungen mit Lösungen aus der Public Cloud gemacht.
Wichtigste Anwendung in Private Clouds ist mit 36 Prozent so genannte
Groupware mit Funktionen wie E-Mail, Messenger oder Terminplaner. 29 Prozent
der Cloud-Nutzer setzen ERP-Systeme für die Planung und Steuerung von
betriebswirtschaftlichen Prozessen ein, zum Beispiel für die Bereiche Finanzen,
Produktion oder Personal. Ebenfalls 29 Prozent nutzen Telefonie-Systeme, 24
Prozent Anwendungen für eine effektive Teamarbeit und 21 Prozent OfficeProgramme.
Bei der Nutzung von Public Clouds ist ebenfalls Groupware mit 46
Prozent die am weitesten verbreitete Anwendung. Häufiger als in der Private Cloud
werden Lösungen für das Kundenmanagement verwendet (36 Prozent). Fast ein
Viertel (23 Prozent) nutzt Security as a Service aus der Public Cloud, um das
Unternehmen besser vor Cyberangriffen zu schützen.
Sicherheitsbedenken bremsen intensitivere Nutzung
Nach den Ergebnissen der Umfrage bremsen Sicherheitsbedenken eine
intensivere Nutzung von Cloud Computing in der deutschen Wirtschaft. 60 Prozent
der befragten Unternehmen befürchtet einen unberechtigten Zugriff auf sensible
Daten. Fast jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) hat Sorge vor einem
Datenverlust. Für immerhin 40 Prozent sind rechtliche Unsicherheiten ein
Hinderungsgrund für den Einsatz. „Die Sorge vor Cyberangriffen sollte keinesfalls
unterschätzt werden“, sagte Berg. „Es stellt sich aber die Frage, ob die eigene ITAbteilung
den Schutz vor einem Datendiebstahl besser gewährleisten kann als ein spezialisierter Cloud-Dienstleister.“ Cloud-Lösungen bieten hier enorme Vorteile,
wenn es um Leistungsfähigkeit, Aktualität und Reaktionsgeschwindigkeit geht. Aus
Sicht des BITKOM ist es auch gesamtwirtschaftlich wichtig, dass Unternehmen die
Chancen von Cloud Computing nutzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
„Die Sorge vor Compliance-Verstößen ist ein wichtiges Hemmnis im Cloud Markt.
Wir müssen deutlich machen, dass Cloud Computing und Compliance keine
Gegensätze sind. Hier gibt es noch reichlich Aufklärungsbedarf“, so Peter
Heidkamp. „Fast 60 Prozent der befragten Unternehmen haben die Sorge, dass
Cloud Computing die Einhaltung von Compliance-Anforderungen gefährdet und
schwerlich mit regulativen Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen ist.
Allerdings ist diese Sorge de facto eher unbegründet: Nur 8 Prozent der
Unternehmen haben tatsächlich Compliance-Vorfälle zu beklagen, die mit Ihren
Cloud-Lösungen zu tun haben.“
Cloud Computing ist auch ein zentrales Thema bei der Hightech-Messe CeBIT, die
ab dem 16. März 2015 in Hannover stattfindet. Schwerpunkt ist die Digitalisierung
der Wirtschaft unter dem Stichwort d!conomy.
Hinweis zur Methodik:
Der „Cloud Monitor 2015“ wurde von der Bitkom Research GmbH im Auftrag des
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG in Kooperation mit dem DigitalverbandBITKOM erstellt. Bitkom Research hat dafür in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut
Aris 458 Geschäftsführer und IT-Verantwortliche in Unternehmen ab 20 Mitarbeitern befragt. Die
Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft.
BITKOM vertritt mehr als 2.200 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon gut 1.400 Direktmitglieder.
Sie erzielen mit 700.000 Beschäftigten jährlich Inlandsumsätze von 140 Milliarden Euro und stehen für
Exporte von weiteren 50 Milliarden Euro. Zu den Mitgliedern zählen 1.000 Mittelständler, mehr als 200
Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder
Internetdienste an, stellen Hardw are oder Consumer Electronics her, sind im Bereich der digitalen
Medien oder der Netzw irtschaft tätig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft. 76 Prozent der
Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, 10 Prozent kommen aus Europa, 9 Prozent aus
den USA und 5 Prozent aus anderen Regionen. BITKOM setzt sich insbesondere für eine innovative
Wirtschaftspolitik, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine zukunftsorientierte Netzpolitik
ein.